Mit 45 schon viel erreicht
Eine Betrachtung und Rückbesinnung zu 45 Jahren
Kingtaubenclub Deutschland
(von Dr. K.-H. Swoboda)
Zwei Sondervereine – zwei Entwicklungswege
mit unterschiedlicher, aber eigenständiger Geschichte bis zur Wende –
gehen heute gemeinsam einen erfolgreichen Weg
im Ensemble der Vereine im BDRG und VDT – der KCD.
Zu erforderlicher Zeit standen zwei Männer bereit, die Gleichgesinnte um sich scharten und zwei Sondervereine ins Leben riefen, die somit die Geschichte der beiden zentralen deutschen Geflügelzüchterverbände jener Zeit entscheidend mitbestimmt haben.
Zum einen war es Erich Müller (Frankfurt),
zum anderen Johannes Bornschein (Greiz) –
beide ergriffen 1960 bzw.1964 die Initiative und verhalfen so einer Taubenrasse im jeweiligen SV in beiden deutschen Staaten zu einem unvergleichlichen Werdegang. Beide SV prägten schon nach kurzer Zeit das Bild auf kleinen und großen Schauen und leiteten somit den unnachahmlichen Siegeszug der Kingtauben mit ein –
einen Siegeszug durch ganz Europa.
Der Weltbummler Kingtaube gedieh sowohl im KCD als auch in der SZG ( Spezial –Zuchtgemeinschaft) derart gut, so dass die Ausstrahlung auf das internationale Umfeld nicht lange auf sich warten ließ. Dank des Engagements der ständig zunehmenden Züchterschar war ein anhaltender Qualitäts – sowie auch Quantitätszuwachs unübersehbar. Auch auf der internationalen Züchterbühne etablierten sich beide Gemeinschaften sehr schnell. Während die Züchter des KCD jegliche Möglichkeiten des internationalen Vergleiches und beste Kontakte in das Mutterland hatten, waren es für die SZG – Mitglieder die Intertaus und internationalen Kingtaubenausstellungen – die Interking . Diese internationalen Ausstellungen waren vor allem für die Züchter aus der ehemaligen DDR nicht nur die Möglichkeit des internationalen Leistungsvergleiches sondern auch des Erwerbs von erstklassigen, ausländischen Kingtauben – auch aus der BRD und gar den USA. Zu diesen Vergleichen sah man nicht nur bundesdeutsche Züchter, sondern auch bundesdeutsche Kingtauben.
Der Zusammenschluss –
ein historischer Schritt in der SV – Geschichte
Mit einem Schreiben des SZG – Zuchtausschusses an den SV des KCD, mit dem Antrag des Zusammenschlusses und der Anerkennung und Übernahme aller in dem VKSK anerkannten Kingtaubenfarbschläge, wurde dieser Prozess im Rahmen der Festlegungen über den Zusammenschluss von BDRG und VKSK eingeleitet. Es mussten zahlreiche Momente des zukünftigen Miteinander bedacht werden, da Menschen unterschiedlichen Couleurs und Mentalitäten in ein Team integriert werden sollten. Da blieb es nicht aus, dass menschliche Schwächen versuchten zeitweilig die Überhand zu gewinnen drohten. Aber es gab auf beiden Seiten jedoch weitaus mehr Kräfte, die diesen Prozess realistischer und mit viel Lebenserfahrung sowie Engagement angingen. Das konstruktive und faire Miteinander gewann somit weitaus schneller die
Überhand und führte letztendlich zu einer sinnvollen Integration aller progressiv und konstruktiv handeln Wollender.
Zahlreiche Züchterbekanntschaften bestanden bereits vor der Wende und reiften zu echten Freundschaften. Züchter in Ost und West tauschten nicht nur Gedanken, ja sogar Tiere aus. Wenn es auch schwierig war, Einfuhrgenehmigungen zu erhalten, es gab sie immer wieder. Nicht selten kamen Kings auch auf Umwegen in die ehemalige DDR.
Es gab auf beiden Seiten viele Integrationsfiguren. Stellvertretend seien einerseits F. X. Mayer, E. Jürgensen, die Gebrüder Gehrmann, G. Lütjen, L. Krebs,
K. Holzmann, A. Pfeiffer, aber auch beide Ehrenvorsitzende und andererseits
A. Klawe, U. Dähn, W. Krusenbaum, W. Riedel (Knau) und viele andere genannte und ungenannte.
Wenn ich dennoch zwei international bekannte Kingtaubenzüchter, ihren Lebens- weg und auch ihre Stellung in dem gemeinsamen Wachsen heraushebe, so deshalb, weil beide viele Gemeinsamkeiten in ihrem Lebensweg hatten, aber aus der Sicht des Anderen zwar woanders – nämlich jenseits der Grenze – aber dennoch ein Leben mit vielen menschlichen Gemeinsamkeiten – lebten.
Beide mussten in den Wirren des 2. Weltkrieges ihre Heimat verlassen,
verloren nicht nur Haus und Hof, sondern auch ihre geliebten gefiederten Freunde. Zum einen war es Alfred Klawe, der das heimische Blockwinkel/ Warthe für immer verlassen musste und vor den Toren Berlins in Liebenwalde sich nicht nur ein neues Zuhause, eine berufliche Entwicklung und Familie schuf, auch dort wurde das zu Hause einer international bekannten Strasser – und Kingtaubenzucht. Er zählte mit J. Bornschein zu den Männern der 1. Stunde der Kingtaubenzucht in der DDR. In dem gemeinsamen Nachruf hieß es 2004: „Mit dem Namen Alfred Klawe verbinden die Züchter nicht nur langjährige nationale und internationale Erfolge, sondern auch die Bekanntschaft und Freundschaft mit einem Menschen, der Herzenswärme und Güte ausstrahlte. Er war ein Mensch der leisen und ehrlichen Töne. Während andere sich in den Vordergrund drängten, war er stets zurückhaltend und sparsam mit Worten, nicht aber mit wohlwollenden Haltungen und Handlungen. Er mahnte auch in den Wendejahren, als mancher sich auf Kosten anderer profilieren wollten, zu ehrenhaften Umgang an.“
A. Klawe verstand sein Hobby auch als Mittler zwischen Ost und West.
Selbst, als man ihm deshalb mit Verbandsausschluss drohte, ließ er sich davon nicht abbringen. Bis zu seinem Tode ließ er keine Großschau und SV -Veranstaltung aus. Obwohl für ihn längst Preise und hohe Ehrungen, derer er ja bereits zahlreich hatte, in den Hintergrund getreten waren, erhielt sie er bis zuletzt. Sein Lebenswerk wurde kurz vor seinem Tode mit der Ernennung zum VDT – Meister gewürdigt.
Zu denen, die von sich kein Aufsehen machen, aber dennoch selbst international bis in unsere Tage bekannt sind, ist Karl Holzmann. Als er seine Heimat Ostpreußen im Gefolge der Kriegswirren verlassen musste und es ihn ins Ruhrgebiet verschlug, hatte er sich in die Gumbinner Weißköpfe verliebt. Diese und die Ostpreußischen Taubenrassen zogen auch in seine neuen Zuchtanlagen ein, als er in Oberhausen ein neues zu Hause fand. Das Hobby war für ihn der physische und geistige Ausgleich seiner körperlichen Arbeit unter Tage. Kingtauben in rot , gelb aber auch gescheckt und getigert führte er in den Folgejahren zu höchstem Niveau. Aber Karl Holzmann sah in seinem Hobby auch eine weitere Passion. Er baute den Kontakt in Richtung DDR auf. Wesentlich zu dem Verständnis des Lebens in einem anderen Gesellschaftssystem mag auch das Leben mit seiner Ehefrau Eva aus Ungarn beigetragen haben. Er reiste in die DDR, setzte sich Schikanen an der Grenze aus, versuchte über Ungarn, aber auch direkt guten Kingtauben den Weg in den Ostblock zu bahnen. Er ließ sich von den zahlreichen Schwierigkeiten nicht abhalten. Er lernte das Leben in der DDR kennen, dem er auch in seinem Buch „Kingtauben“ einen entsprechenden, würdigen, weil verständnisvollen Platz einräumte. Im Gegensatz zu anderen, die nie das Leben im anderen Teil Deutschlands persönlich kennen lernten, sich aber zum Richter aufschwangen, zählt auch er, neben vielen anderen, zu echten Integrationsfiguren. Er machte, wie auch A. Klawe, nie großes Aufsehen davon – für sie war und ist es wohl ein Stück Lebensphilosophie.
Sie in der Geschichte des SV, in dem würdevollen Zusammenwachsen beider SV besonders zu nennen heißt nicht, das Engagement anderer zu vergessen. Beide sind stellvertretend das Synonym des Verbindenden in der Taubenzucht im allgemeinen und des SV des KCD im besonderen.Und gerade dies brachte auch jene einander näher, die zu Beginn Probleme sahen – somit nahm die neue Gemeinschaft im KCD immer stärkere Konturen an.
Der heutige Slogan „Kameradschaft – Creativität – und Dynamik“ (KCD) ist in jenen Jahren geboren und zum Synonym des Handelns geworden (wenn auch später erst als Slogan vom heutigen 1. Vorsitzenden A. Gehrmann genannt) .
All dies gelang letztendlich aber nur deshalb, weil mit Armin Pfister zu dieser Zeit ein Mann an der Spitze stand, der mit seiner Haltung sowie Weitsicht und selbst weiter reifend diesen Prozess mit seinem Team gestaltete und letztlich erfolgreich meisterte. Sein Besuch der SZG – Hauptschau 1989 wird ihm bereits damals viele Informationen vermittelt und auf dem weiteren Weg – einem Prozess des Lernen und persönlicher Vervollkommnung – geholfen haben.
Die weitere Entwicklung wurde in ihrer Gesamtheit von dem gemeinsamen Willen der Vorstands – und Mitgliedschaft getragen, möglichst keinen zu verlieren und die neuen Aufgaben gestärkt anzugehen. Denn auch in den gut 200 neuen Mitgliedern steckte ein unheimliches, unbedingt zu nutzendes Potential. Die SZG Kingtauben zählte nicht nur quantitativ, sondern auch qualitativ zu den führenden im VKSK und hat züchterisch sehr viel bewegt. Das neue Standardbild der SZG Ende der achtziger Jahre kann auch als generell richtungsweisend für die Kingtaubenzucht angesehen werden.
Nicht zuletzt auch deshalb, weil die SZG bereits zu diesem Zeitpunkt versuchte, die Zucht im Rahmen eines Zuchtprogramms zu gestalten.
Dennoch war ein Mitgliederschwund nicht zu übersehen. In zahlreichen Regionen der neuen Bundesländer wurden die Menschen von dem Neuen derart erfasst und eingenommen, so dass das Hobby vorerst in den Hintergrund rückte.
Armin Pfister und Team wollten sich aber nicht mit einem zeitweiligen Stillstand in der Mitgliederbewegung zufrieden geben.. Es galt das Zuchtniveau nicht aus den Augen zu verlieren und gleichzeitig die Gemeinschaft zu stärken.
Mit einer neuen Visualität in die Zukunft
Und in dieser Phase erwiesen sich der damalige 1. Zuchtwart Helmut Göbel und sein Stellvertreter Georg Adam als äußerst fachkompetent. Im Gefolge ihrer Zuchtbesuche in Amerika analysierten sie nahezu akribisch den deutschen Zuchtstand der Kingtauben, um zukunftsträchtige sowie richtungsweisende Orientierungen geben zu können. Und dieser richtungsweisende Prozess schweißte die fachkompetenten Mitglieder aller Alt – und Neubezirke weiter zusammen.
Mit konkretisierten Zuchtvorstellungen und verändertem Standard in die Zukunft
In einer kontrovers geführten Diskussion setzten sich Anfang der neunziger Jahre die Gedanken des Neuen durch – die Standardveränderungen wurden mehrheitlich in Reichertshofen beschlossen. Wesentlichen Einfluss darauf dürften auch die inter- nationale Globalisierung der Taubenzucht und die sich mit den weltweit begonnenen politischen Veränderungen der Welt auftuenden neuen Möglichkeiten des sinnvollenMiteinanders gehabt haben.
Wer dann aber glaubte, der Prozess der züchterischen Vervollkommnung unserer Kingtauben sei nun in trockenen Tüchern, sah sich in der Folgezeit getäuscht. Leider wurde dieser richtungsweisende Akzent von einigen wenigen nicht nur verkannt, sondern auch attackiert und somit gehemmt. Wir kommen heute nicht umhin festzustellen, dass der angedachte Prozess der züchterischen Weiterentwicklung unserer Kingtauben leider zeitweilig stagnierte. Der Grund lag zweifelsohne darin, dass zu diesem Zeitpunkt noch von zu vielen der zukunfts- trächtige Inhalt der Visionen unzureichend oder gar nicht erkannt worden ist.Versuche, diesen positiven Prozess voranzutreiben und zu untersetzen ist leider immer wieder unterbrochen worden.
International war dieser zukunftsträchtige Trend in Europa und Übersee schon längst auf der Erfolgsspur. Ob in Frankreich, vor allem in den ehemaligen Ostblockstaaten (mit Ungarn an der Spitze, wo man bereits die aus der Vorwendezeit geknüpften Kontakte der Exilungarn in den USA nutzte) hatte man die Zeichen der Zeit schnell erkannt und flog über den großen Teich und belebte damit wesentlich die züchterische Entwicklung der Kingtauben (in zunehmend starker Anlehnung an das Mutterland ).
Stagnation überwunden
Diese neue züchterische Entwicklung hatten Göbel und Adam fast prophetisch vorausgesehen und der Mitgliedschaft nahegelegt. Der unrühmliche Negativhöhepunkt der Gegenentwicklung – Dortmund 1993 – als man versuchte, den damals bereits schwer erkrankten (und wenig später leider verstorbenen)1. Zuchtwartes, H. Göbel, mit letztlich nie bewiesenen Anschuldigungen in Verruf zu bringen und die von ihn und seinem Co auf den Weg gebrachte Entwicklung um zu kehren. Somit war zwar erneut ein erfolgloser Versuch gestartet, gleichzeitig aber auch dank der mehrheitlichen Züchterschar – ein schwerer,
letztlich aber nicht mehr aufzuhaltender Neuanfang endlich auf die Erfolgsspur gebracht worden! Immer mehr Züchter begaben sich in das Mutterland der Kingtauben. Man wollte sich persönlich überzeugen, nicht weiterhin mit Informationen und Tieren aus zweiter Hand leben. Das Monopol weniger begann zu bröckeln. Folgerichtig traten immer mehr amerikanische Kingtauben den Flug über den großen Teich an. Man muss aber auch aus heutiger Sicht sachlich feststellen, dass die Meinungsäußerung weniger, die in den Gründerjahren in den USA waren, die dortigen Kings seien zwar schwer, aber zu klein (es fehle die Körpergröße), vordergründig nur auf den weißen Farbschlag zutraf. Denn, was an farbigen Kings mehrheitlich zu uns kam, hatte bereits damals (schon anfangs der 90-ziger) die gewünschte Körpergröße und drängten die immer wieder aufkeimende die Meinung der Nörgler in den Hintergrund.
Die züchterische Wahrheit hatte gesiegt! Die neue Visualität der Kingtauben, besonders bei den Farbigen, war unübersehbar und gewann immer mehr die Züchterherzen, nicht zuletzt deshalb, weil immer mehr Nachzuchttiere amerikanischer Abstammung ihren Weg in die verschiedensten Züchterwerkstätten fanden und unzweifelhaft zur Qualitätsverbesserung beigetragen haben.. Ein damals begonnener Weg, der nicht nur goldrichtig, sondern auch richtungsweisend war.
Der heutige Zuchtstand ist dafür ein eindeutiges Zeugnis.
In meinem Schaubericht von Dortmund `93 schrieb ich unter dem Punkt „züchterische Vorgedanken“ u.a.:
„ Es sollte weitaus stärker den Elementen der harmonischen Körperproportionen einschließlich ihrer Wechselbeziehungen unser Augenmerk gelten.: Gesamtharmonie (Körperproportionen – Masse – Größenverhältnisse – Volumen – Rumpftiefe). – Wechselbeziehung zwischen der Profilsicht – der Schulterbreite sowie der Verjüngung des Körpers zum schmal auslaufenden Schwanz.- Kräftig aus den Schultern tretender Hals mit ausreichend anatomisch bedingtem Platz für geschlechtsgebundene Kopfgrößen. – Lotlinie – Halsansatz (heute Hals – Bein -Linie)- Ständer(kräftig entwickelt und durchblutet). – Trendentwicklungen der einzelnen Farbschläge – farbschlagspezifisches Bewerten…“
Dieses und weiteres, zukunftorientiertes Gedankengut für die Kingtaubenzucht, musste unbedingt verinnerlicht werden. Auch wenn der damalige neue 1. Zuchtwart G. Adam manch unberechtigten, Angriff deswegen über sich ergehen lassen musste, er setzte unbeirrt den begonnen Weg fort. Einer der bekanntesten Züchter, Karl Holzmann mahnte angesichts der schon persönlich werdenden Angriffe gegen G. Adam in dieser Zeit in einem Diskussionsbeitrag zum würdevolleren Umgang miteinander an.(Vgl. K. Holzmann, Kingtauben, o.J.)
Die 1. Preisrichterschulung in Oberostern, von G. Adam ins Leben gerufen und erstmals umgesetzt (folgend im Zweijahresrhythmus), war ein weiterer notwendiger Schritt auf dem Weg nach vorn. Fragen des Typs wurden nun immer mehr in den Mittelpunkt der geistigen und praktischen Auseinandersetzung gerückt. Und der Zuchtwart G. Adam wurde von machen Züchtern schon scherzhafter Weise „Mister – Hals – Bein – Linie“ genannt. Erfreulich, dass immer mehr Preisrichter und vor allem Züchter nicht nur zu Wegbegleitern, sondern zu engagierten Mitgestaltern wurden. Diese, auf die Erfolgsspur gebrachte und schon zur Tradition gewordene Veranstaltung ist auch von seinem Nachfolger H. Heiß zielstrebig weiter geführt worden.
In all diesen Situationen stand ein Mann am Ruder des KCD, der Ruhe und Sachlichkeit immer wieder anmahnte und auch über kontroverse Meinungen das Gespräch suchte – der 1. Vorsitzende Armin Pfister . Er brachte das kurzzeitig schlingernde Boot KCD wieder in ein zukunftsorientiertes Fahrwasser.Wenn auch die Mitglieder in der Vorstandschaft in seiner Amtszeit bis zum Jahre 2003 wechselten, so ist u. a. Harry Heiß in das Amt des 1. Zuchtwartes gewählt worden. Auch dessen Stellvertreter, M. Schatz zu S. Basmer wechselten genauso wie die 1. Kassierer, G.Lütjen zu K. Kodisch –
die kreative Weiterentwicklung der Kingtauben war und blieb, auch nicht zuletzt unter dem Eindruck der weiter zunehmenden Internationalisierung, auf gutem Wege. Steigende Mitgliederzahlen, vor allem in den neuen Bundesländern (der Vorwendestand ist überboten worden), ist ein weiteres, beredetes Zeugnis.
Der aufgegriffene, und seine Renaissance erlebende Slogan von E. Rantzsch aus dem Jahre 1965 (Gieseckemitstreiter und Nachfolger in der Vorstandschaft der SZG Strassertauben und 1. Sonderrichter in der SZG Kingtauben):
„ Nicht der größte – nicht der kleinste, wohl aber der King, der alle rassetypischen Merkmale am besten in sich vereinigt – ist unser Ziel“,
fand nicht nur den Eingang in unseren Sprachgebrauch, sondern wurde auch zum Synonym weiterer züchterischer Orientierung im KCD.
Der KCD in zunehmendem internationalen Focus
Als in Straubing im Jahre 1994 der Deutsch – Amerikaner Egon Thiel der deutschen und internationalen Züchterschar nicht nur das amerikanische Bewertungssystem und eine interessante Standardinterpretation des Mutterlandes näher brachte, erzeugte er auch zunehmendes Verständnis und Interesse für bestimmte züchterische Tugenden amerikanischer Kingtauben.
Nachfolgende, aber auch spätere, wenn auch nur noch vereinzelte Versuche, diesen Prozess in den Medien in Frage zu stellen, waren letztlich unbedeutend, weil das Neue in der Kingtaubenzucht nun nicht mehr aufzuhalten war!
Die farbigen Kingtauben wurden in der Folgezeit zum Schrittmacher züchterischer Verbesserungen.
Die neue Visualität unserer Kingtauben, die in der abgestimmten Proportionalität aller augenscheinlichen Rassemerkmale, wie Körpergröße – und Volumen; Rumpfigkeit und Verjüngung des Körpers bis auf einen, auf möglichst eine Federbreite auslaufenden Schwanz; dazu ein breit aus den Schultern tretender Hals, der einer geschlechtsgebundenen Köpfgröße ausreichend Platz bietet sowie der (fast) senkrechte Stand in Einheit mit der Hals – Bein – Linie – besteht und den King unserer Visionen ausmacht – ist auf erfolgreichem Weg in die Zukunft!
Zwar sind z. Zt. international noch Kingtauben amerikanischer Nachzucht aus Ungarn und Frankreich auf dem Kingtaubenmark scheinbar gefragter. Aber dieser Prozess ist rückläufig, nicht zuletzt deshalb, weil die importierten amerikanischen Originaltiere und deren Nachzucht bereits in zahlreichen Farbschlägen in Deutschland hervorragende Zuchtresultate und Verbreitung mit sich brachten. Wir sind international in der züchterischen Vervollkommnung zweifelsohne auf dem Vormarsch, wenn man bedenkt, dass wir durchaus körperlich zu kleinen (wenn auch hier und da nur noch vereinzelnd auftretend) Kingtauben keine Chance geben.
Amerikanische Kingtauben bieten in allen Farbschlägen echte Möglichkeiten, unsere Kingtauben in den Rassemerkmalen züchterisch zu vervollkommnen! Während die Vorteile im Typ und Federstruktur sowie Körperhaltung unübersehbar sind, sollte man aber auch nicht vergessen, dass man bezüglich der Farben und Nuancierungen durchaus Überraschungen erleben kann. Auf dem Wege zum vervollkommenteren Typ gehen wir vorübergehend auch Konzessionen in der Farbe ein.
Bei allen positiven Tendenzen in der züchterischen Vervollkommnung hat die Entwicklung des weißen Farbschlags leider stagniert. Zu lange sind die zukunftsorien -tierenden Erkenntnisse leider unzureichend verinnerlicht und umgesetzt worden.
Gemeinsam aufholen heißt miteinander sprechen
Der Zuchtausschuss hat sich diesem Problem nun mit Nachdruck angenommen. Es soll Versäumtes zielgerichtet aufgearbeitet werden! Die ersten Erfahrungen zeigen jedoch Handlungsbedarf. Ein ausgewählte Preisrichtermannschaft soll über einen längeren Zeitraum auf den Hauptschauen die züchterische Vervollkommnung unseres ehemaligen Paradefarbschlages preisrichtermässsg begleiten. Die Zwischenschritte bedürfen aber der unbedingten, tieferen und umfangreicheren Erklärung, wie langjährig erfolgreiche „Weißzüchter“ hervorheben.
Das Gespräch, der gemeinsame Gedankenaustausch war und muss unsere Stärke bleiben. Dass die Richtigkeit des eingeschlagenen Weges unstrittig ist, sei sachlich festgestellt – das Wie weiter auslotungsbedürftig. Die ersten zarten Pflänzchen züchterischen Erfolges bedürfen des gemeinsamen behutsamen Umganges!
Resümee
In seiner 45-zigjährigen Clubgeschichte ist vor zwei Jahren erst das dritte Mal der Staffelstab des 1. Vorsitzenden, nun an Andreas Gehrmann, weitergereicht worden. Seit der Wende in einem SV haben die Kingtaubenzüchter aus Ost und West gemeinsam einen erfolgreichen Weg zurückgelegt und betreuen heute 39 Farbschläge. Bei weiteren zukünftigen Betrachtungen zur Clubhistorie darf und wird das SZG – Leben nicht vergessen werden. Sind doch die Kingtaubenzüchter der neuen Bundesländer nicht nur menschlich, sondern auch züchterisch, ein nicht mehr wegzudenkender Bestandteil der Gemeinschaft.
Der Weltenbummler Kingtauben ist weiter gereift. Seine Internationalität hat zugenommen, seine züchterische Vervollkommnung in Europa ist weiter auf dem Vormarsch. Der Volksmund sagt nicht umsonst, dass viele Wege nach Rom führen.
Mag die Herangehensweise auch unterschiedlich sein – so bewerten in Frankreich und Ungarn zu der Hauptschau (z.T. auch zu den Jungtierbesprechungen) aus schließlich amerikanische Preisrichter nach ihrem System die Kingtauben – das Ziel der züchterischen Vervollkommnung ist unübersehbar.
Wir versuchen über Originaltiere aus dem Mutterland und dessen Nachzucht, entsprechend unserer Vorstellungen unsere Kingtauben unter unseren Bedingungen weiter zu entwickeln. Die nachhaltige Wirkung dieser Vorgehensweise ist unübersehbar!
Unser Bewertungssystem wird von den Kingtaubenzüchtern auch weiterhin mehr- heitlich favorisiert. Die Züchter legen auf die schriftliche Bewertung in Kombination mit der Punktevergabe schon Wert. Ein anschließende verbale Auslese a la amerikaninischem Bewertungssystem wird diesbezüglich (nur)als eine interessante Bereicherung des gemeinsamen Lernprozesses angesehen.
Dem Züchtergespräch gilt es, in der Gesamtheit auch zukünftig besonderes Augenmerk zu schenken.
Wir haben miteinander viel erreicht, vor uns stehen aber auch noch zahlreiche, weitere züchterische Herausforderungen, die sich aus der Entwicklung immer wieder neu heraus kristallisieren.
Dazu zählt auch neben der Aufgeschlossenheit für neue züchterische Elemente und vielen anderen Dingen, z. B. auch die Schaffung eines ,das Neue, noch besser vermitteln könnenden, veränderten Zuchtausschusses. Nur in dem Maße, wie es uns gemeinsam gelingt, die Faktoren des Neuen noch besser zu verinnerlichen und in den Gesamtprozess nachhaltig einzubringen – wir dabei auch öfter und detaillierter zugleich, die Züchter und Öffentlichkeit informieren, werden das Verständnis für und das Interesse an uns weiter wachsen.
Wer neue Wege beschreitet verneint in keinster Weise die Verdienste derer in der Vergangenheit auf dem Wege in die Zukunft. Denn, alle, die bisher Verantwortung in beiden SV getragen haben, haben unstrittig ihr Bestes gegeben.
Und so gilt,
nur wer die Vergangenheit kennt,
achtet und richtig analysiert –
wird Zukünftiges meistern, wie der Volksmund festzustellen weiß.